Kennen Sie das Fleischkäse-Emoji?

Kennen Sie das Fleischkäse-Emoji?

Kennen Sie das Fleischkäse-Emoji? Alles Wissenswerte über Emojis Kennen Sie das Fleischkäse-Emoji? Alles Wissenswerte über Emojis
Eine kleine Enttäuschung vorweg: Das «Fleischkäse-Emoji» gibt es nicht. Das Symbol erscheint vielmehr, wenn gewisse Emojis nicht ganz korrekt dargestellt werden können. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie weiter unten.
Trotzdem lohnt sich ein genauer Blick auf die kuriose Welt der Emojis, bevor ab Herbst wieder neue Bildchen Ihre Nachrichten, Chats und Posts bereichern werden.

12 x 12 Pixel

Ursprung und Entwicklung

Die Emojis, wie sie heute vor allem auf Mobilgeräten eingesetzt werden, haben ihren Ursprung im Jahr 1999 in Japan. Damals integrierte dort der grosse Mobilfunkanbieter NTT DoCoMo die 176 Symbole des von Shigetaka Kurita und seinem Team gestalteten Zeichensatzes erstmals in seine Mobiltelefone und Dienste.

Da die Zeichen aufgrund ihrer geringen Grösse von 12 x 12 Pixeln nicht per Urheberrecht geschützt werden konnten, wurden sie rasch von anderen Anbietern kopiert, erweitert und fanden eine relativ rasche Verbreitung. Mit der Aufnahme der Zeichen in die 6. Version von Unicode (2010), dem Industriestandard für Codierung, Handhabung und Darstellung digitaler Schriften, fand die nötige internationale und plattformweite Vereinheitlichung statt und mit der Integration der Zeichen in Googles Gmail (2006) und iOS (ab 2008/2011) wurde der Weg für den weltweiten Durchbruch geebnet.

Die 176 Zeichen von Shigetaka Kurita und seinem Team

Unicode, Ebenen und Blöcke

Technischer Hintergrund

Unicode ist ein internationaler Standard für digitale Schriften mit dem Ziel, für jedes sinntragende Schriftzeichen oder Textelement aller bekannten Schriftkulturen und Zeichensystemen einen verbindlichen digitalen Code zu definieren.

Jedes im Unicode-Standard definierte Zeichen ist eindeutig einer Nummer zugeordnet, unabhängig von Plattform, Gerät, Anwendung oder Sprache. Dieser Zeichencode («Code Point») wird üblicherweise hexadezimal und mit einem vorangestellten U+ dargestellt.

Unicode-Zeichencodes für E, e, ç und 絵

In der Version 11 umfasst der Unicode-Standard 146 Schriftsysteme mit über 137'000 definierten Zeichen, strukturiert in 17 Ebenen und mehreren Hundert Blöcken.

Die grundlegenden Zeichen und Steuersymbole der deutschen Sprache sind in der «Basic Multilingual Plane» (Mehrsprachige Basis-Ebene) im Block «Controls and Basic Latin» definiert. In anderen Blöcken finden sich beispielsweise kyrillische oder arabische Schriftzeichen.

Ein Ausschnitt aus Unicode Standard 11.0: «Controls and Basic Latin»

Auf mehrere Blöcke verteilt sind analog dazu 2789 Emojis definiert. Einige Plattformen bieten überdies eigene Symbole, die über den in Unicode definierten Zeichensatz hinausgehen.

Dabei definiert Unicode ein Emoji mit der entsprechenden Codierung, einer kurzen Beschreibung und einem Bild in Schwarz-Weiss. Aus diesem Grund unterscheiden sich die Symbole in ihrer Ausgestaltung von Plattform zu Plattform.

Ein Ausschnitt aus Unicode Standard 11.0: Block: «Miscellaneous Symbols and Pictographs»

Damit Emojis verwendet werden können, muss auf dem entsprechenden System ein Emoji-Zeichensatz (Schriftart) installiert sein, beispielsweise Apple Color Emoji bei Apple oder Segoe UI Emoji bei Windows. Üblicherweise werden die Symbole durch eine Hilfspalette oder eigene Tastatur (Mobile) eingefügt.

Zeichenübersicht für Emoji und Symbole unter macOS High Sierra

Das Fleischkäse-Emoji

Varianten, Kombinationen und Modifikatoren

Durch Steuerzeichen und Kombinationen wird die Anzahl unterscheidbarer Emojis vergrössert und um mögliche Anwendungsbereiche erweitert:

Darstellungsvarianten

Einige Unicode-Emojis bieten mittels sogenannter Variantenselektoren die Möglichkeit, sie als regulären Textbestandteil oder als farbiges Emoji darzustellen. Der Variantenselektor U+FE0E hinter dem eigentlichen Emoji-Zeichen bezeichnet den Standard-Text, während U+FE0F den Emoji-Stil steuert.

☺-Zeichen mit und ohne Variantenselektor

Männlein und Weiblein

Erste Bemühungen, geschlechtergerechte Symbole zu ermöglichen, wurden 2015 mit Unicode 9 und der Einführung der sogenannten Geschlechterpaare unternommen. Dabei wurden für gewisse Berufe und Tätigkeiten nicht nur ein (neutrales), sondern gleich zwei Emojis eingeführt.

Geschlechterpaare in EmojiOne: Tänzerin und Tänzer, Prinzessin und Prinz

Bei bereits bestehenden Emojis wurde später durch Kopplung mit Männlich- oder Weiblich-Symbolen eine geschlechterspezifische Tätigkeitsbezeichnung ermöglicht.

Die Läuferin unter Samsung, kombiniert aus laufender Person, Weiblich-Symbol,
Zero Width Joiner (U+200D) und Variantenselektor (U+FE0F)

Weitere Berufs- und Tätigkeitsbezeichnungen werden mittlerweile durch Verbindung der Emojis für Frau bzw. Mann und einem zusätzlichen, passenden Symbol gebildet.

Astronauten als Kombinationen von Mann, Frau und Rakete unter
Samsung mit Fitzpatrick-Modifikatoren zur Bestimmung der Hautfarbe

Hauttöne

Seit Unicode 8 bieten fünf Modifikatoren die Möglichkeit, einen Grossteil der menschlichen Emojis nebst in der neutralen (gelben) Version in verschiedenen Hauttönen abzubilden. So beschreibt der Codepunkt U+1F468 das Gesicht eines Mannes. In Kombination mit U+1F3FB wird das Emoji für «Mann mit hellem Hautton» gebildet. Dank diesem System können Geräte, die ein kombiniertes Emoji nicht kennen, die einzelnen Symbole trotzdem abbilden und den Inhalt der Nachricht bis zu einem gewissen Grad erhalten. Im Falle des hellhäutigen Mannes würde das einfache «Mann»-Symbol neben dem «Fleischkäse-Emoji» 🏻 (eigentlich: «Fitzpatrick Type-1-2 Modifikator») für hellen Hautton dargestellt.

Mann-Emoji mit und ohne Fitzpatrick-Modifikator

Auf diese Weise ist im Facebook Emoji-Zeichensatz mit der Kombination von 8 einfachen Emojis und drei Verbindungszeichen (U+200D, «Zero Width Joiner») eine dunkelhäutige Familie mit zwei weiblichen Elternteilen je einem Mädchen und einem Jungen darstellbar (noch nicht in Unicode Standard enthalten). 

Kombinierte Familie unter Facebook

Nationalflaggen

Nach dem gleichem Prinzip bestehen Landesflaggen aus zwei Buchstaben-Zeichen, den Regionalindikatoren, welche dem Länderkürzel nach ISO 3166-1 entsprechen. Je nach Plattform und System werden die Länder als Buchstabenfolge oder als Symbol (Flagge oder auch Landes-Umriss) dargestellt. Neuerdings wird die Schweizer Flagge (und andere) z. B. auf Mac und iOS korrekt als Quadrat dargestellt.

Flaggen der Schweiz, von Nepal, Vatikanstadt und USA und den entsprechenden regionalen Indikator-Symbolen (Google)


Und nun: Katzen

Ganz im Sinne des Internets hat sich Microsoft zu diesen Emoji-Kombinationen etwas Besonderes ausgedacht:



Durch Kombinationen ermöglicht Microsoft Ninja-Katzen, Astro-, Dino, Hacker-, Hipster- und Stuntkatzen.

Ska und Zombies

Bemerkenswertes

Fantasy

Im Jahr 2017 wurden Fantasy-Figuren zu Emoji 5.0 und Unicode 10.0 hinzugefügt. Flaschengeister und Zombies sind in je drei Versionen (neutral, weiblich und männlich) erhältlich. Die anderen Fantasy-Figuren sind zusätzlich in den fünf Hauttypen definiert. Für alle «Star Trek»-Fans gibt es seit 2014 (Unicode 7.0) den Vulkanier-Gruss.

    Schwebender Mann im Anzug

    Dieser skurrile Anzugträger mit Hut tauchte in seiner ursprünglichen Form das erste Mal in den frühen 90er-Jahren bei Microsoft auf. Damals suchte der Designer Vincent Connare für den Zeichensatz Webdings ein Symbol für «springen» und wurde beim Cover eines Import-Albums der Ska-Band «The Specials» fündig. Die Wurzeln der darauf abgebildeten, Pogo-tanzenden Figur «Walt Jabsco» wiederum reichen zurück bis in die jamaikanische Rudeboy-Subkultur der 60er-Jahre in England.

      Rudeboy und Rudegirl auf Apple und Facebook

      Buchstabe «m» in Webdings

      The Specials

      The Wailing Wailers

      Curtis Mayfield and the Impressions

      Menschen mit Hasenohren

      Die Herren und Damen mit Hasenohren entstanden aus einer japanischen Form des Playboy-Häschens, werden heute aber meistens als Symbol für (Show-) Tänzerinnen und Tänzer aller Art eingesetzt und stehen vorwiegend für Freundschaft, Party und Freude im Allgemeinen.

        Step, kick, kick, leap, kick, touch... Again!
        Menschen mit Hasenohren auf Apple

        Pfirsich und Aubergine

        Kontroverse Symbole

        In der Vergangenheit führte die Verwendung gewisser Emojis zu heiklen Situationen, z.B. führten der Einsatz von Pistolen-, Dolch- und Bomben-Emojis zu Verhaftungen und Gefängnisstrafen. Auf den meisten Plattformen wird darum im Rahmen des Kampfs gegen Waffengewalt die Pistole nur noch als Spielzeug dargestellt.



          2016 sollte auch ein Gewehr-Emoji in Unicode aufgenommen werden, jedoch war Apples Einfluss beim Unicode-Konsortium stark genug, das Gewehr aus dem Release zu kippen, als der Konzern sich weigerte, das Symbol in iOS einzuführen. Gleichzeitig wurde ein Symbol für modernen Fünfkampf als Release-Kandidat gestrichen, weil darauf eine Pistole abgebildet werden sollte.

          Pfirsich und Aubergine werden nur in den seltensten Fällen in ihrer Bedeutung als Frucht und Gemüse verwendet. Häufiger werden sie aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Teilen der menschlichen Anatomie in Zusammenhang mit Flirten oder Sexting eingesetzt (was Apple dazu bewog, den Pfirsich mit der Betaversion von iOS 10.2 zu «entschärfen», nur, um kurz darauf dem empörten Internet das Popo-Emoji zurückzugeben).

          Das Soft Ice Emoji kam überdies zu unrühmlicher Bekanntheit, als dem Internet auffiel, dass es mit derselben Form wie das Kothaufen-Symbol gezeichnet ist (Apple, bis iOS 9).
          Und Google machte sich lächerlich, als es bei der Gestaltung der Android-Emojis für Version 8.0 einige Details aus den Augen verlor.

          Soft Ice und Pile of Poo in iOS Version 9.1

          Käse und Schaumschlägerei bei Android 8.0
          Rechts die verbesserten Versionen

          Stundenhotel und Fahrschüler

          Missverständliche Symbole

          Aufgrund ihrer Herkunft existieren zahlreiche Emojis, die im alltäglichen Gebrauch ausserhalb Japans unverständlich sind oder häufiger einfach in anderem Kontext als ursprünglich beabsichtigt verwendet werden.

          Wer hat die prächtigste Auswahl?

          Plattformen und ihre Emojis im Vergleich

          Der folgende Abschnitt zeigt die unterschiedlichen Ausgestaltungen der Emojis auf verschiedenen Plattformen im Vergleich. Wählen Sie ein Symbol, um es im unteren Bereich im Standard-Emoji-Zeichensatz Ihres Systems darzustellen und (wenn möglich) in seine Einzelteile zu zerlegen.



          Glatze und Faultier

          Bald auf einem Display in Ihrer Nähe…

          Eine Vorschau auf die nächste Ladung Emojis, die ab Herbst 2018 ihren Weg auf die Systeme finden wird und ein Ausblick auf einige Release-Kandidaten für kommende Versionen.

          Für Ende 2018 erwartete Symbole inklusive neue Haarfrisuren

          Release-Kandidaten für spätere Versionen